Prof. Dr. Walter Hundt, Fichtenwalde
Erschienen in: WeltTrends, H. 50, Frühjahr 2006, S. 170-
Hans-
ANC – gestern Exil, heute Elite
Der Autor ist zur Behandlung einer solch komplizierten Problematik geradezu prädestiniert, sowohl als ausgezeichneter Kenner der Materie als auch durch sein persönliches Vertrauensverhältnis zu ungezählten südafrikanischen Akteuren. Seine als Basis für die Erarbeitung der vorliegenden Studie dienenden Kenntnisse und Erkenntnisse erwarb er als Historiker und als DDR-
Das Resultat seiner gründlichen Auswertung der wissenschaftlichen Literatur und von Memoiren, Quellensammlungen und Archivalien, besonders in Südafrika und Großbritannien, sowie der von ihm mit 19 führenden Zeitzeugen geführten Interviews führt dazu, daß jemand, der grundsätzliche Prozesse der Entwicklung Südafrikas kennenlernen, verstehen, analysieren und bewerten will, künftig kaum an diesem Buch vorübergehen kann. Dem Band sind recht informative Anhänge beigefügt (7 Tabellen, 4 Schaubilder, ausgewähltes Verzeichnis von südafrikanischen Persönlichkeiten des Befreiungskampfes, Auswahlbibliographie incl. Zeitungen, andere Periodika und Interviews).
Kern der Untersuchungen sind die sich nach der erzwungenen Flucht im Exil quantitativ und qualitativ anreichernden Schritte zur Vorbereitung einer späteren Machtübernahme, die Entwicklung des ANC und seiner Mitglieder (Robben Islanders, internals, exilists) zur Dominante der späteren (heutigen) politischen Elite, die Auswirkungen des Exils und der entsprechenden Erfahrungen auf die gesellschaftliche Entwicklung nach dem Ende der Apartheid, auf Politik und Strategie, auf das Verhältnis zwischen ANC, SACP/Kommunisten und Gewerkschaftsverband COSATU, aber nicht zuletzt auch auf die persönliche Entwick-
In vier Kapiteln vermittelt Schleicher ein erstaunlich umfangreiches Quantum an wenig bekannten Fakten, gelangt zu interessanten politischen Schlußfolgerungen und theoretischen Verallgemeinerungen und gibt Anregungen für die weitere Forschung.
Er charakterisiert den Südafrika-
Der Autor behandelt ausführlich die Exilzentren in Großbritannien sowie in Tanganjika/ Tansania und Ghana, später in den Frontstaaten rund um Südafrika. Mit seinen sich dort herausbildenden Strukturen (Hauptquartier, Auslandsbüros, Komitees, Unterkomitees und Kommissionen, Politisch-
Das nicht problemfreie Verhältnis zwischen ANC und SACP, als Faktor der Zusammenarbeit bereits in der 30er Jahren enstanden, wird in seiner Genesis untersucht, stets bestimmt vom Bestreben, die historische Wahrheit darzustellen, ohne den zahlreichen Fehlinterpretationen auf den Leim zu gehen, die entweder eine uneingeschränkte Dominanz der SACP über den ANC und teilweise sogar dessen „Übernahme“ konstruieren oder aber die Rolle der SACP bis zur Bedeutungslosigkeit reduzieren. Schleicher verweist auf die in der Literatur verbreitete Auffassung von der SACP als „fortlebendem Gewissen des ANC“, was angesichts der auch heute andauernden Auseinandersetzungen über das Fortbestehen der Allianz ANC-
Ausgesprochen interessant -
Nach dem Vorliegen einer derartig umfassenden und tiefgründigen Untersuchung erscheint es dem Rezensenten, der selbst an einer Vielzahl von Ausbildungsmaßnahmen für ANC-