Prof. Dr. Walter Hundt


Reichardt, Achim (2015): Abenteuer eines DDR-Diplomaten. Meine Jahre in Libyen. Verlag am Park in der edition ost GmbH, Berlin, 240 Seiten, 16.99 €uro


Der Autor, langgedienter Diplomat im Dienste der DDR, analysiert jenen Abschnitt seines politisch-beruflichen Lebens, der dem Ringen seines Landes um eines der wichtigen Staaten der „3. Welt“ in jener Periode gewidmet war, die im allgemeinen als die des „Kalten Krieges“ bezeichnet wurde. „Hauptgegner“ war dabei die Bundes-republik mit ihrer sogenannten „Hallstein-Doktrin“, die voller politischer Arroganz auf ihren Alleinvertretungs-anspruch in der Welt, auf die Verhinderung der diplomatischen und jeder anderen Anerkennung der DDR in der Welt gerichtet war. Nicht selten wurde auch mit Abbruch der Beziehungen zu solchen Ländern gedroht. Bei seinen Untersuchungen wurde der Autor offensichtlich „begünstigt“ durch seine persönliche Zielstrebigkeit bei der Aufarbeitung seiner Erinnerungen, seiner Recherche in Bundesarchiven und auch durch die Akribie bundes-deutscher Diplomaten und Archivare, deren Aufzeichnungen und Berichte über Reichardts Tätigkeit in Libyen und bundesdeutsche Aktivitäten dagegen noch heute Bände sprechen.

Reichardt „liest über sich selbst“ im  Aktenmateral verschiedener Bundesarchive akribisch darstellende Wiedergaben der  Zielvorstellungen der DDR , die er mehrere Jahre (oft als einziger diplomatischer Akteur in Libyen)  zu vertreten hatte, und der Gegenmaßnahmen seitens der BRD.
Nicht selten müssen Falschdarstellungen ihrer Mitarbeiter Erfolge vortäuschen, die in Wirklichkeit gar nicht erzwungen wurden. Reichardt ringt um die gleichberechtigte Anerkennung seines Landes in Libyen und gegen einen Wall von politischen, wirtschaftlichen, geheimdienstlichen und anderer Hindernissen und eine breite (westdeutsche) Palette von Schwierigkeiten und Schikanen, die nicht selten auch libysche Unterstützer finden und oftmals ständige DDR-Versuche jahrelang bei libyschen höheren Funktionsträgern abprallen lassen, oftmals weil diese dem Druck des „dritten Partners“ ausgesetzt waren. So war beispielsweise Reichardts Diplomatenpaß jahrelang verschwunden.

Zusehends aktiver und allmählich erfolgreicher werdende Aktivitäten der ostdeutschen Seite schlagen aber auch zu Buche, so durch die immer aktiver werdende Teilnahme an der Tripolis-Messe, bei der der „Flaggenstreit“ und die „Niedrigrangigkeit“ der ostdeutschen Repräsentanten lange Zeit noch eine wichtige Rolle spielten.